Die entscheidende Nacht - 
Franz Kafka wird Schriftsteller

„Möglichst viel Sonne und frische Luft“ lautet Kafkas Kurplan, und diesen befolgt er streng in der Just‘schen Naturheilanstalt „Jungborn“ an den Hängen des Harzes. Die ausgewiesene Heimstätte für natürliche Heil- und Lebensweise soll Kafkas „ungeheuren Welt, die ich im Kopfe habe“ ein wenig Erholung verschaffen. Man lebt hier in schlichten Lichtlufthäuschen, schläft im Freien, turnt ganze Nachmittage hindurch nackt auf den weitläufigen Wiesen, wendet Heu, singt und gärtnert. Die Rückführung zur Natur und die bewusste, zuweilen esoterische Lebensweise versprechen Linderung. Noch ahnt Kafka nicht, dass ihm Wochen bevorstehen, die sein Leben in entscheidender Weise verändern werden. 

Ganz im Stillen, im Zimmer seines Freundes Max Brod, will Kafka nach seiner Rückkehr noch schnell die Reihenfolge der Geschichten seiner ersten Veröffentlichung festlegen, doch die Überraschung wartet schon im Speisezimmer der Familie Brod: eine fesche Berlinerin, die man hier noch nie gesehen hat: Felice Bauer! Kurz darauf dann der erste ersehnte Brief und die entscheidende Nacht, nach der nichts mehr sein wird wie zuvor: „Nur so kann geschrieben werden, nur in einem solchen Zusammenhang, mit solcher vollständigen Öffnung des Leibes und der Seele“. 

In den folgenden Monaten entstehen hintereinander Texte, die zum Hauptwerk des Autors gezählt werden. Kafkas Sprache hat noch einmal eine Wandlung vollzogen, er ist sich seiner Sache sicherer, wenn da nicht die Störungen wären… 

Erzähler: Przemek Schreck schildert spannend die Ereignisse der intensiven Monate und räumt dabei mit einigen altverstaubten Klischees auf und unversehens wird Kafka lebendig und greifbar.

ZUM REPERTOIRE
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